Heute erscheint endlich das lang ersehnte Hinterlandgang Album "Rosa Mitsubishis"! 💙🩷 Heute Abend veröffentlichen die beiden Rapper aus Demmin das letzte Musikvideo zum Fokustrack "Wie ich das sagen kann". "Rosa Mitsubishis" ist ab 15.03.2024 als Splattered Vinyl, im Bundle und Digital auf allen gängigen Streaming Plattformen erhältlich.
Presseinfos zu Album:
Im ostdeutschen Hinterland lässt sich das Träumen leicht verlernen. Wo Ladenzeilen leer stehen, Neonazis Waffen horten, junge Menschen scharenweise in angesagte Großstädte abwandern und AfD-Plakate das Straßenbild prägen, fällt es schwer an Utopien festzuhalten. Albert und Pablo können ein Lied davon singen: Zwischen Betonburg und Bushaltestelle haben die beiden ihre Sehnsüchte oft genug im Rausch ertränkt und im Blaulicht der Krankenwagen wechselweise zu »Plattenbau O.S.T.« und »Hardcore Vibes« getanzt. Der Blick in die Leere hat sie wieder und wieder frustriert — und doch haben Albert und Pablo der mecklenburg-vorpommerschen Einöde bis heute die Treue gehalten, nicht aufgegeben. Vielmehr haben sie die Not zur Tugend gemacht, sich das Hinterland auf die Fahne geschrieben und die Eindrücke aus ihrer im medialen Diskurs kaum beachteten Lebenswelt seit 2018 akribisch und ungefiltert in Kunst verpackt. Im Frühjahr 2024 veröffentlichen sie — frei nach dem Motto »weil sonst nichts passieren wird, machen wir es selber« — bei Audiolith Records ihr neues Album »Rosa Mitsubishis«.
Albert und Pablo haben präzisiert, was sie am besten können: Gefühle auskotzen, lyrische Bilder malen, Kontraste zuspitzen — frei von Angst vor pathetischen Passagen, herzerweichend aufrichtig und unverstellt, weitgehend abgekapselt von großstädtischen Künstler*innen-Bubbles. Zwischen betrübter Melancholie und hoffnungsgeladenem Begeisterungstaumel, »Loverparade und Baseballschlägern«, hoch Fliegen und tief Fallen, Dorfdisko, Nazistress und Depression liegen in ihren Songs — wie in ihrem alltäglichen Leben — oft nur Millimeter. »Rosa Mitsubishis« erzählt ihre, zugleich aber auch die Geschichte unzähliger anderer Mittzwanziger in der Provinz. Eine Geschichte, die in komplizierten Elternhäusern und auf ausgelassenen Freiluft-Raves beginnt
und immer wieder in den Kurven halbdunkler Landstraßen zu enden droht. Eine Geschichte über das Unterwegssein, über Reizüberflutung, Alltagsflucht und Sinnsuche, über das Auseinanderdriften von
Lebenswegen; auch über das kleiner und großer Bruder sein, über Freundschaft und Abschiede, über das Ankommen am Ende eines ellenlangen Marathons. Da wären zum Beispiel die beiden vorab erschienenen Songs »Schnell unterwegs« und »Seit du weg bist«, zwei Stücke, die aus sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die Tristesse-typische Frage »Gehen oder Bleiben?« blicken. Wie alle Songs, die gemeinschaftlich die erste Hälfte der Album-Tracklist bilden, leben »Schnell unterwegs« und »Seit du weg bist« von sehnsuchtsvoll-stampfenden, Eurodance-esken Produktionen. Die Hinterlandgang hat sich — nicht zuletzt bedingt durch die kraftgebenden Live-Erfahrungen der letzten Monate und in Zusammenarbeit mit diversen Producer*innen — auch Sound-seitg
weiterentwickelt und treibende Disco-Passagen in ihr ansonsten HipHop-typisches Klangbild integriert. Der gemeinschaftsstiftende Representer »Komm zu HLG« eröffnet »Rosa Mitsubishis« kämpferisch-positiv und beweist, dass »bildet Banden« mehr sein kann als eine stumpfe Plattitüde. Die trügerische Feierlaune hält an und mündet schließlich im maximal tanzbaren, sentimentalen ‚Danke an die Freund*innen‘ »Wie ich das sagen kann«.
Im Zuge des düsteren Storytellers »Rosa Mitsubishis« — nicht umsonst der Namensgeber der Platte — kippt die Stimmung. Mit tiefer, eindringlicher Stimme und den Zeilen »nur noch zweimal blinzeln, dann bin ich nicht mehr
hier, alles ist weich, nichts tut mehr weh« besingt Pablo in der Hook eine von Todessehnsucht begleitete Überdosis. Danach? »Kleinstadtfieber«, ein bedrückter, hassverliebter Blick auf die Heimat — gebettet in einen
entschleunigt-verträumten Beat. Das von 808’s gezeichnete »26 Jahre« knüpft inhaltlich an »13 Jahre«, ein Stück vom letzten Album »Maschendraht«, an, ist eine vielschichtig interpretierbare, romanartige Erzählung, in der die Lebensgeschichten mehrerer Personen aus dem ehemaligen Umfeld von Albert und Pablo verschwimmen. Im unheilvollen »Unter Druck« reisen die beiden schließlich erneut in ihre eigene Kindheit und Jugendzeit zurück, ziehen eine bedrückende Bilanz und senden Grüße an die mutigen Provinzjugend-Antifas: »Ob wir fliehen oder jagen, wir könn’ rennen«. Die Hinterlandgang musste früh lernen zu kämpfen, Rückschläge hinzunehmen. Dennoch oder gerade deswegen steht sie zusammen wie eine Mauer — das macht nicht zuletzt das verhältnismäßig leichtfüßige, glasklar formulierte »Hinterlandgang Pt. III« deutlich. Zum Finale der LP hin macht
sich Dankbarkeit breit: Das wabernde »Brandloch im Hoodie« und der von zar ten Streichern durchzogene, nahezu epische Ausläufer »Ausgewaschenes T-Shirt« fühlen sich an wie eine Chronik der letzten Jahre,
eine Art Status Quo. Das Fazit fällt positiv und sonnengetränkt aus, der Blick in die Zukunft scheint klar: »Mach dir bitte keine Sorgen, ich bin mit meiner Crew«. Im Hinterland brennt noch Licht. Und auch wenn die Turnschuhe
kaputt, die Shirts ausgewaschen und die Windjacken schwarz bleiben, lohnt es sich, in Bewegung zu bleiben und an seine Träume zu glauben — das ist die Message.