Moin,
wir von Audiolith finden #deutschrapmetoo wichtig und längst überfällig. Die Initiator*innen haben da was ins Rollen gebracht und das ist sehr, sehr gut so!
Als Audiolith sind wir uns bewusst, dass wir viel Verantwortung tragen. Denn auch wir sind ein Teil der Musikindustrie: Mit unserem gesamten Team, unseren Veranstaltungen, mit diversen Bands und Künstler*innen, die bei uns gesigned sind. Natürlich können wir nicht für alle Leute, die mit uns assoziiert sind, zu 100% und in jeder Situation und zu jeder Zeit immer die Hand ins Feuer legen. Das ist leider unmöglich. Deswegen: Wenn jemand eure Grenzen überschreitet, dann sagt uns das gerne. Wir sind da auch auf euch angewiesen. Und wir wollen das wissen. Wir sind kein großes Unternehmen mit derben Ressourcen, aber wir kümmern uns so gut es geht. Dafür haben wir uns jetzt auch externen Support gesucht.
Wir haben bisher immer darauf geachtet, dass wir zum Beispiel keine sexistischen Texte oder Videos releasen oder dass wir mehr nicht cis-männliche Künstler*innen dazu holen. Unser Team der Mitarbeitenden besteht aus sechs männlich gelesenen Personen und sechs weiblich gelesenen Personen. Wir versuchen Netzwerke von und für FLINTA*s zu unterstützen und schicken unsere Mitarbeitenden zu Sensibilisierungsworkshops.
Wir wissen aber auch, dass da noch Luft nach oben ist! Deshalb lassen wir uns beraten und coachen, unter anderem von Misc in Berlin. Denn wir sind immer offen für Veränderung und auch Verbesserung und hoffen, dass da noch mehr geht, damit es besser für alle wird! Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, die patriarchalen Strukturen in der Musikindustrie zu verändern. Hierbei wollen wir uns nicht an unseren Worten messen lassen, sondern an konkreten Schritten.
Und nochwas: Ihr habt vielleicht gemerkt, dass wir seit zehn Tagen unseren gesamten Betrieb runtergefahren haben. Denn wir sind in dieser Zeit zusammengekommen, um uns zu überlegen, wie wir mit einer Instagram-Seite, die Anfang letzter Woche für eine kurze Zeit aufgetaucht war, umgehen sollen. Manche haben das mitbekommen, andere aber vielleicht auch nicht. Das war eine Instagram-Seite, bei der sich Betroffene melden sollten, die übergriffiges Verhalten durch Personen, die in Verbindung mit Audiolith stehen, erlebt haben. Die Seite ist dann einen Tag später wieder verschwunden bzw. offline gegangen.
Im Zuge dieser Sache wurden wir auch mehrfach gefragt, ob wir anwaltlich oder sonst wie gegen den Account vorgegangen seien. Das sind wir definitiv nicht. Wir begrüßen es ganz klar, wenn sich Betroffene vernetzen. Der Vorwurf des Silencing steht im Raum. Wir haben aber weder Leute kontaktiert noch Beiträge gelöscht.
Um der Situation gerecht zu werden, haben wir letzte Woche als ersten Schritt die Email-Adresse awareness@audiolith.net eingerichtet, die wir auch weiter behalten werden. Tatsächlich war das längst überfällig, eine solche Kontaktadresse einzurichten. Wir wollen möglichen Betroffenen das Angebot machen, dass sie mit uns reden können. Wenn unter dieser Email-Adresse Vorwürfe an uns herangetragen werden, werden wir versuchen damit bestmöglich umzugehen.
Wenn ihr also Betroffene seid und mit uns darüber sprechen wollt, dann wendet euch gern an uns. Da liest eine externe weibliche gelesene Person und eine weiblich gelesene Person von Audiolith mit und wir bemühen uns, mit den eingehenden Sachen nach bestem Wissen und Gewissen umzugehen.
Es gibt aber natürlich auch ganz viele professionelle und unabhängige Stellen überregional und in fast jeder Stadt, an die sich Betroffene wenden können. Ein paar davon haben wir hier zusammengetragen:
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (auch FLINTA*) 08000 116 016
- Hilfetelefon Sexueller Missbrauch 0800 22 55 530
- Hilfetelefon Gewalt an Männern 0800 123 99 00
- WEISSER RING Telefonische Beratung 116 006
- Gewaltfreileben Beratungsstelle für Frauen*, Lesben, Trans* und queere Menschen 069 43 00 5233
- Berlin, z.B. LARA e.V. - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* 030 216 8888
- Hamburg, z.B. Allerleirauh e.V. Beratung bei sexueller Gewalt 040 2983 4483
- Leipzig, z.B. Frauen für Frauen e.V. 0341 3911 199
Hier bei Audiolith sitzen Leute, die was verändern wollen und Sachen nach vorne bringen wollen. Das machen wir schon unser ganzes Leben. Wir bringen auch unbequeme Sachen zur Sprache und wir wollen auch denen eine Stimme geben, die bis jetzt zu wenig gehört werden.
Also Leute, wir begrüßen #deutschrapmettoo und wollen unseren Beitrag leisten. Ihr merkt alle: Viele Verantwortliche im Musikbusiness ducken sich weg oder schweigen. Wir wollen das nicht machen. Wir wollen etwas ändern. Das Wegschauen, Verharmlosen und Runterspielen von sexualisierten Übergriffen im Musikbusiness muss ein Ende haben. Wir wollen auch nicht mehr Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung. Es gibt eine Menge zu tun. Wir sind am Start!
Euer Audiolith