“Ich weiß, es ist nicht leicht, sich Zeit und Raum für sich zu nehmen / Und ich kann so gut verstehen, dass du nun deine Wege klüger wählst” (“Schweben”)
Mino Riot hat sich Zeit und Raum für sich genommen. Zwei Jahre nach der ersten EP zeigt uns das soft & brave Riotheart seine zerbrechliche Seite und stellt sich auf dem kommenden Release tiefsitzenden Ängsten. Die “Schweben”-EP beschreibt ein Gefühl der Schwerelosigkeit, wenn man den Boden unter den Füßen verliert und setzt sich auf poetische Art und Weise aufrichtig mit Trauerprozessen und radikaler Selbstfürsorge auseinander. Die sphärisch-melancholischen Beats von pessipop greifen die Stimmung gekonnt auf und liefern eine Soundkulisse, die Minos Lyrik den nötigen Raum gibt, nachhaltig zu wirken.
Mit der Debüt-EP “Vol. 1” machte sich Mino Riot bereits 2021 einen Namen und sorgte mit dem Release vor allem in der queerfeministischen Deutschrapszene für Begeisterung. Zwar stand Minos Musik mit Songs wie “Riot ist Liebe” oder “Königin Lagertha” vor allem für lautstarkes Empowerment, aber schon zum damaligen Zeitpunkt gab es bereits viel Raum für Verletzlichkeit, zelebrierte Unsicherheiten und der Angst vor dem Leben - und dem Tod. Dieser Raum wird nun zur Welt der “Schweben”-EP und bietet für jene Themen wohlwollenden Space, die oft gemieden oder beschönigt werden. In einer Welt und in einer Industrie, die kaum Platz für Zweifel lässt, ermutigt Mino dazu, sich gerade dafür Zeit zu nehmen und geht selbst mit dem besten Beispiel voran. Sanfte Synthiepop-Melodien schaffen den musikalischen Rahmen, wenn Mino schmerzhaften Verlust, Trauerprozesse und verschiedene Sorgen auf nahbare und nahegehende Weise teilt und uns in Form von lyrischem Gold an innersten Gefühlen teilhaben lässt.
“D’rauf zu scheißen, was du sein musst / Ist die Kunst, die dich umschreibt und / wie absurd ist es, dass du so an dir zweifelst / Wenn die Angst dich wieder einnimmt / Wie du strahlst, so so leise” (“So Schön”)
Selbstermächtigung spielt auch auf der “Schweben”-EP noch eine Rolle, auch wenn die provokanten Parolen und die wütenden Fäuste in der Luft vorerst in den Hintergrund rücken. Stattdessen werden wir bei diesem Release behutsam an die Hand genommen und dürfen uns fünf tiefgreifende Tracks lang von dem ermüdenden Kampf gegen das Patriarchat und dem andauernden Weltschmerz erholen. Minos Musik wird dadurch aber nicht weniger aufständisch, denn das Private ist und bleibt politisch. Mino widmet sich auf “Schweben” also vielmehr den inneren Kämpfen und gewährt Einblicke in persönliche Aufarbeitung. Dazu gehört auch, die Beziehung zum eigenen Körper sowie das Konzept von Schönheit zu hinterfragen und neu zu denken. Ein hochsensibles Riotheart zu sein, kann ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst und den damit verbundenen Zweifeln bedeuten - umso wichtiger, viel (Selbst)verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu schaffen. Auf “Schweben” öffnet Mino nicht nur das Herz, sondern damit auch Raum für wahrhaftigen Austausch und vermeintliche Schwächen.
“Wie du deine Utopie verteidigst / Wie du immer wieder ausbrichst / Du fightest, dich fallen lässt / Wie du einfach einfach sein willst” (“So Schön”)
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