Foto: Johanna Hoffmann
Audiolith im exklusiven Interview mit DJ Hornhaut über sein Leben und seine bizarre Kunst:
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Audiolith: DJ Hornhaut beschreibe deine Musik in 3 Schlagworten!
DJ Hornhaut: Klimbim, Kladderadatsch, Schnickschnack.
Audiolith: Hornhaut weckt zwar eine Menge Tanz-Assoziationen, aber hast du dir noch etwas anderes bei deinem Namen gedacht?
DJ Hornhaut: Ich hab mir noch nicht mal das gedacht. Seinen Namen sucht man sich ja leider nicht aus, genauso wenig, wie seine Eltern, Augenfarbe oder Staatsangehörigkeit. Wenn ich die freie Wahl hätte, würde ich mich Heidelgardt nennen.
Audiolith: Du hast woanders mal gesagt, beim Song „Holz kracht auf Beton“ soll es darum gehen, ein „grundiges Lebensgefühl“ zu vermitteln. Was meinst du damit?
DJ Hornhaut: Ja, das ist so eine Sache, die wahrscheinlich vor allem Post-Wessis meiner Generation kennen – oder auch nicht. Die Fernsehmarke Grundig drückt für mich das Lebensgefühl einer verstaubten Zeit aus, die ich nicht erlebt habe, aber die für mich irgendwas zwischen Faszination und Befremdung auslöst. Bonner Republik, Fotos mit Gelbstich und so weiter. Deutsche Wörter für Begriffe, die heute auf jeden Fall mindestens auf Englisch geschrieben würden. Eine Epoche, die ich nur ahnen kann und von der ich weiß, dass ich ein völlig verklärtes Bild davon habe und das total abfeier. So ungefähr. Das Leben vor meinem Leben. Keine Ahnung. Irgendwie sowas.
Audiolith: Was ist deine Inspiration zu deinen, doch speziellen, Liedideen?
DJ Hornhaut: Stumme Selbstgespräche in meinem Kopf. ‚Frankfurter Aale’ zum Beispiel kam mir in den Sinn, als ich zum X-ten mal die Danziger Straße in Berlin langgefahren bin und mich an jeder Kreuzung gefragt habe, was da jetzt für Aale kommen. Frankfurter Aale, Landsberger Alle, Prenzlauer Aale? Die Randale kamen dann einfach dazu. Und als ich dann zuhause angekommen bin, hab ich’s einmal kurz aufgenommen und zack fertig. So ist das, wenn man Welthits schreibt. ‚Tragt euch in den Dudel ein’ hab ich mit zwei Freundinnen betrunken auf der Straße „geschrieben“, das hat irgendwer gesagt und wir mussten es dann nur noch wiederholen. Und dann gibt’s ja auch noch ein paar bedeutungsvollere Texte. Die schreibt pathetisch ausgedrückt das Leben und nüchtern betrachtet LibreOffice und RhymeZone.com.
Audiolith: Im Lied „Seggenscheck“ fallen einige Leute durch diesen. Was genau besingst du in diesem Song?
DJ Hornhaut: Ich hab schon häufig gehört, dass man als Künstler*in nichts über seine Werke sagen darf und dass keine Malerin der Welt neben ihrem Bild sitzt und erzählt, wie es gemeint ist. Hab ich noch nie verstanden. Also Leute, ihr könnt das interpretieren, wie ihr wollt, aber es geht um Hausdurchsuchungen und Angst vor Repressionen. Mit Slang aus Südwestdeutschland.
Foto: Julius Hoheisel
Audiolith: Was war dein größter Erfolg als Musiker?
DJ Hornhaut: Als mir Audiolith im April eine E-Mail geschickt haben, dass ich was bei ihnen veröffentlichen soll. Jede andere Antwort wäre gelogen. Obwohl: Mit meiner vorherigen Punk-Band ‚Dhuul’ haben wir mal vor Slime gespielt. Das war zwar in erster Linie der Erfolg des Sozialarbeiters in dem Jugendzentrum, in dem wir geprobt haben. Der kannte die aus wilden Zeiten und fand uns toll. Aber ist ja egal.
Audiolith: Lässt du es jetzt gut sein?
DJ Hornhaut: Sollte ich zumindest.
Live:
14.08. DJ Hornhaut Sitzkonzert @ About:Blank Berlin
DJ Hornhaut - Lass gut sein (Album, 14.08.20)
Buy/Stream: https://audiolith.net/al328